Pädagogisches Konzept

Mit der Aufnahme Ihres Kindes in Kinderkrippe oder Kindergarten beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Ihre Familie. Oftmals erleben Sie und Ihr Kind mit dem Besuch der Kindertagesstätte eine erste längere Trennung. Wir möchten diesen Start für Sie und Ihr Kind so angenehm wie möglich gestalten und Ihnen Hilfestellung geben.

Unser Anliegen ist es, Lebensraum zum Wohlfühlen zu schaffen, für Kinder, Eltern und Mitarbeitende. Wir möchten Sie auch einladen, beim Lesen dieses Konzeptes einen Blick zurück in Ihre Kindheit zu machen, mit den Augen eines Kindes zu sehen, nachzuempfinden, wie es damals war, was Sie als Kind gefühlt und gedacht haben, wo Sie mit Lust und Freude dabei gewesen sind.

Damit Sie einen Einblick in unsere Arbeit bekommen, wollen wir Ihnen die Inhalte und Ziele vorstellen.

Die Bedeutung des Spielens

Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und deshalb sein eigenes Entwicklungs- und Lerntempo, das sehr unterschiedlich sein kann. Jedes Kind macht genau dann seinen nächsten Entwicklungsschritt, wenn es sich dafür bereit fühlt, also sicher mit dem bisher Erlernten ist. Alle motorischen und geistigen Fähigkeiten entwickelt das Kind selbst, wenn es ein entsprechend wertschätzendes und liebevolles Umfeld dafür hat.

Für das Krippen- und das Kindergartenkind ist Spielen dabei die wichtigste Form der handelnden Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Die Spielfähigkeit eines Kindes steht in dieser Zeit in direktem Zusammenhang zu seiner Lernfähigkeit.

Spielen ist wichtig für eine ganzheitliche Entwicklung des Kindes. Es ist eine kindgemäße Form der Betätigung, in der die Bewegung, die Gefühle, das Denken und das soziale Handeln gefördert werden.

Im Spiel kann das Kind seine Fähigkeiten frei entfalten und sich ausdauernd und konzentriert mit einer Sache beschäftigen.

Veränderte Kindheit

Früher hatten die Kinder viel selbstorganisierte Freizeit, mit wenig Einmischung von Erwachsenen. Die Kinder lernten so, ihre Spiele, Streits und Erlebnisse selbst zu organisieren. Besondere Spielplätze für Kinder gab es nicht. Spielbereich für die Kinder war die nähere und weitere Umgebung der Wohnung. Spielplatz war das, was man je nach Alter zu Fuß oder mit dem Rad erreichen konnte.

Die Lebensbedingungen und Spielmöglichkeiten haben sich jedoch in den letzten Jahren sehr verändert:

  • wenig Spielmöglichkeiten draußen
  • vermehrter Umgang mit verschiedenen Medien
  • die Freizeit der Kinder wird verplant durch viele Angebote
  • Überangebot an vorgefertigtem Spielmaterial
  • Überbehütung (Helikoptereltern), die Kindern wenig Raum lässt, eigene Erfahrungen zu machen
  • zu frühe „Vorbereitung“ auf die Schule durch so genannte Vorschul- oder Trainingsprogramme
  • ...

Diese Veränderungen wirken sich stark auf das Verhalten und das Lernen unserer Kinder aus. Immer häufiger zeigen Kinder "Spielschwierigkeiten", da sie wenig Möglichkeiten haben, aus sich heraus zu spielen und wichtige Spiel- und Bewegungserfahrungen zu machen.

Kinder müssen ihren Spiel- und Bewegungsdrang im Kindergartenalter ausgelebt haben, um gute Voraussetzungen für die Schule mitzubringen. Wir als Erwachsene haben unsere Schulfähigkeit dadurch erreicht, dass wir als Kinder frei und unbekümmert spielen konnten

Die Einheit von Spielen, Lernen und Bewegung

Kinder sind ständig "in Bewegung". Indem sie aktiv sind, über die Sinne wahrnehmen, sich bewegen, handeln und ausprobieren, lernen sie ihre Fähigkeiten und Grenzen kennen, machen sich ein Bild von sich selbst und lernen die Welt um sich herum kennen und verstehen.

Kinder haben eigene Bedürfnisse. Sie wollen Spiele spielen, die keinen pädagogischen Nutzen haben. Sie wollen Zeit vertrödeln und nicht von einem Termin zum nächsten hetzen. Vielen Eltern ist das klar und dennoch fällt es ihnen schwer, nicht trotzdem in den Leistungswettbewerb einzusteigen.

Um die geistige Entwicklung zu unterstützen, ist es wichtig, den Kindern Gelegenheit zu bieten, grundlegende Spiel – und Bewegungserfahrungen zu machen. Abstrakte Begriffe, wie oben, unten, hinten und vorne kann ein Kind nur dann verstehen, wenn es über die Bewegung, über den Körper erfahren hat, was es heißt, oben oder unten zu sein, vorne oder hinten zu stehen.

Für die kindliche Entwicklung heißt das, dass Denken erlebtes und verinnerlichtes Handeln ist!

 

Spielen ist für die gesamte Entwicklung von Kindern wichtig, es ist die elementare Lernform im Vorschulalter.

EIN KIND, DAS SPIELT, LERNT AUCH IMMER!

 

Über die Förderung sämtlicher Entwicklungsbereiche hinaus, ermöglicht das Spiel dem Kind eine Verarbeitung von Gefühlen, Problemen, Erlebtem.

Durch ausdauerndes, freies Spiel erwirbt ein Kind Fähigkeiten, die Grundlagen zur Lebensbewältigung und für das schulische Lernen bilden.

Freispiel und Angebot

Kinder im Vorschulalter lernen im Spiel, denn die Lernfähigkeit eines Kindes steht in dieser Zeit in direktem Zusammenhang zu seiner Spielfähigkeit. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in Krippe und Kindergarten liegt deshalb in der sogenannten Freispielphase, sie nimmt innerhalb des Tagesablaufes den größten Raum ein. Angebote sind als zusätzliche Anregung der Freispielphase zu verstehen. Freispiel heißt, dass das Kind nach eigenen Wünschen /Interessen entscheidet, was, wo und mit wem es spielen möchte. Unabhängig davon ist das Freispiel allgemeinen Regeln (des Zusammenlebens) unterworfen.

Freispielphase
  • Das Kind entscheidet nach eigenen Wünschen und Interessen, was, wo und mit wem es spielen möchte.

 

Lernfähigkeit setzt Spielfähigkeit voraus, darum müssen wir gute Voraussetzungen schaffen, um die Entwicklung der Spielfähigkeit zu begünstigen. Die wichtigsten Voraussetzungen für selbstbestimmtes, phantasievolles, bewegungsaktives Spiel sind die freie Wahl des Spielthemas (selbstbestimmt) und Zeit (ungestört und intensiv).

Kognitive Lernprozesse geschehen gerade während des Spiels, also in Situationen, die nicht von Erwachsenen im Hinblick auf Förderung strukturiert sind.

Darum ist das Freispiel der Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit und nimmt in unserem Tagesablauf den größten Raum ein.

Wir verstehen Angebote als Möglichkeit, die vielfältigen Lernprozesse die das Freispiel den Kindern bietet, zu unterstützen. Durch Angebote können Impulse gegeben und somit neue Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten eröffnet werden, Angebote sollten jedoch den beschriebenen Charakter des Freispiels nicht verändern.

 

Angebote
  • Die Mitarbeitenden bringen Spielvorschläge ein, geben den Impuls des Angebotes vor oder greifen Spielideen der Kinder auf / erweitern Spielideen der Kinder.
  • Es geht um Spaß und nicht darum, ein Ergebnis zu erreichen.

 Nach dem Morgenkreis können in den Gruppenräumen der Krippe und den unterschiedlichen Funktionsräumen des Kindergartens Angebote stattfinden. Die Kinder entscheiden sich nach momentanem Interesse, an welchem Angebot sie teilnehmen möchten oder setzen weiterhin eigene Spielideen um.

 Die Kinder werden von uns nicht aufgefordert, alle Spielbereiche gleichermaßen zu nutzen, da jeder Bereich vielfältige Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Kinder, über längere Zeiträume in bestimmten Bereichen bevorzugt spielen, z.B. im Rollenspiel- oder im kreativen Bereich. Dort wird, wie auch in allen anderen Spielbereichen, die gesamte Persönlichkeitsentwicklung angesprochen. Die Kinder lernen u.a., sich in andere Kinder hinein zu versetzen, Situationen zu durchschauen, Lösungen für Probleme zu finden, Materialien und Situationen durch eigene Ideen zu verändern. Auch ein Kind, das z.B. vorwiegend im Bewegungs- oder im Baubereich spielt, gelangt zur Schulfähigkeit. Es wird kreativ, lernt Vorgänge zu planen und durchzuführen und erwirbt die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und seine Phantasie einzusetzen.

Indem die Kinder selbständig wählen, verändern, durchführen und Handlungen abschließen, entstehen in ihren Köpfen Ideen und Ziele, wie wir sie mit gezielter Beschäftigung nicht erreichen können.

Das Freispiel draußen

Wenn die Wetterlage es erlaubt, nutzen wir grundsätzlich die vielfältigen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten des Außengeländes.

Viele Kinder bevorzugen das Spiel im Freien. Sind es nur kleine Grüppchen, die nach draußen möchten, erlauben wir auch, dass die Kinder ohne einen Erwachsenen draußen mit Freunden spielen dürfen. Gerade im Freien besteht die Chance, etwas zu entdecken und zu erforschen.

Während aller Spielphasen lassen wir die Kinder nach individuellen Bedürfnissen und jeweiligem Entwicklungsstand entscheiden, welchen Bereich sie für ihr Spiel bevorzugen.

Leitsätze, die sich aus diesem Menschenbild ergeben

  • Wir wollen Kindern ermöglichen, sich selbständig handelnd zu entwickeln, statt sich ständig beschäftigen zu lassen.
  • Wir sind überzeugt, dass sich Kinder nur dort spielend erfahren und verwirklichen können, wo einerseits die gesamte Atmosphäre zum spielen motiviert, andererseits den Kindern genügend Raum und Zeit zur Verfügung gestellt wird, frei zu spielen.
  • Kinder, die unter günstigen Voraussetzungen intensiv spielen durften und dürfen, sind in der Regel ausgeglichen, zuversichtlich, voller eigenem Vertrauen, bewegungsaktiv und -koordiniert, kontaktfreudig, ausdauernd und motiviert, sprachaktiv und kooperativ, wahrnehmungsoffen und aufmerksam, interessiert, neugierig und phantasievoll. Für uns bedeutet das, dass Kinder, die spielen können, die besten Voraussetzungen für den Schulbesuch mitbringen.
  • Wir wollen Kinder in ihrer gesamten Persönlichkeitsentwicklung fördern, das bedeutet für uns, sie in ihrer Spielentwicklung aktiv zu unterstützen. Wir wollen die Kinder in allen Bereichen fördern, lehnen aber jedwedes schulvorgezogene Lernen in Form von einseitigen Vorschularbeitsblättern und -programmen bewusst ab. Für uns heißt Förderung, Impulse für das Spiel zu geben, damit durch aktives Handeln Erfahrungen gemacht werden können. Wir beobachten das Freispiel, um Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und hieraus Impulse zur Intensivierung des Freispiels ableiten zu können.
  • Regeln und Absprachen sind trotz des großen Freiraumes notwendig. In unserer Kindertagesstätte gibt es möglichst klare und für die Kinder nachvollziehbare Regeln, die unter Beteiligung der Kinder erarbeitet werden.
  • Wir verstehen uns als Anreger, Begleiter und Helfer in unserer Arbeit mit den Kindern.
  • Unsere Arbeit wird von uns geplant, vor- und nachbereitet; kollegialer Austausch und Absprache sind oberstes Gebot.